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Rezension:Man muß lieben um zu dichten (Broschiert)

"Man muss lieben um zu dichten" von Klaus Tudyka thematisiert Goethe in Rom, den Eros und die Römische Geliebte.

Tudyka gelingt es, die Atmosphäre Roms zu Zeiten Goethes einzufangen, den Dichter in seiner Kunstbeflissenheit zu skizzieren, die Episoden um die Malerin Angelika Kaufmann in schnellen Strichen aufs Blatt zu bannen und schlussendlich aufzuzeigen, auf welche Weise Goethe in Rom wieder zu sich selbst fand.
Goethekenner wissen, dass der Dichter sich in Rom neu verliebt hat. Dadurch bekam sein Leben in der Stadt einen anderen Sinn. "Bislang liebte er Rom- Jetzt liebt Rom ihn. Juno Ludovisi scheint ihm freundlich zuzunicken, die Stanzen, Loggien und Tapisserien Rafaels sind sein eigen geworden, der Apoll von Belvedere winkt ihm freundschaftlich zu, in seinem innersten hat Rom durch die Römerin endgültig einen Herzplatz erobert und er selbst in Rom seinen Lieblingsplatz gefunden." (Zitat: S.38)

Goethe erlebt angeblich in Rom das erste Mal freizügige Erotik und genießt die Sinnlichkeit, die ihn später in die Arme von Christiane treibt.
Charlotte seine "ferne Geliebte im Norden" spielt nur noch eine Nebenrolle, seine allabendlichen Briefe an sie wollen nicht mehr gelingen, "bei seinen schriftlichen Liebesschwüren streikt der Gänsekiel".

Goethe hat in Rom die Wollust entdeckt und mit ihr Facetten der Liebe, die ihm zuvor fremd waren. Zu diesen zählte offenbar auch die Eifersucht.

War die Liebe zu Charlotte immer ein wenig göttlich, so ist die Liebe zu der sinnesfrohen Römerin sehr irdisch. Goethe entdeckte in Rom seine Sinnlichkeit und an dieser hielt er in den Folgejahren fest. Das war nur möglich, indem er von Charlotte Abstand nahm, denn sie war eine intellektuelle Hofdame, deren Selbstbild Contenance erforderlich machte, vermutlich auch im Liebesspiel.

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Rezension: Mann von Stein: Monolog des Dritten im Bunde (Taschenbuch)

"Mann von Stein- Monolog des Dritten im Bunde" von Klaus Tudyka habe ich mit großem Interesse gelesen, weil hier ein berühmter Gehörnter zu Wort kommt. Gehörnt ist meines Erachtens nicht nur der Gatte, dessen Angetraute mit einem anderen Mann den Beischlaf vollzieht, sondern auch jener, dessen Frau, wie Charlotte eine platonische Liebesbeziehung mit einem anderen Adam lebt. Gehörntsein ist keine Schwäche, wie das Beispiel Mann von Stein zeigt.

Charlottes Ehemann ist sich nicht sicher, ob seine Frau mit Goethe eine intensive sexuelle Beziehung pflegte oder auch nicht. Tatsache ist, dass sie sieben ehelichen Kindern das Leben geschenkt hatte, bevor sie Goethe kennenlernte. Charlotte war also Sexualität nicht fremd.

Trotz der Kinder war die Adelige eine schlanke, aparte Frau als der um 7 Jahre jüngere Goethe an den Weimarer Hof kam. Von Stein kommt zum Ergebnis, dass Goethe seine Charlotte als Liebesobjekt erwählte, um vor den vielen junge Mädchen, die ihn als Ehemann einfangen wollten, Ruhe zu haben.

Wie dem auch sei, fortan schmachtete Goethe Charlotte an. Jeder in Weimar wusste um das Glück der Turteltauben. Wie intensiv es war, zeigt sich in den Gedichten, die Goethe Charlotte schrieb. Dass Charlotte ihre Briefe nach der Trennung von Goethe nach dessen Italienreise vernichtet hat, lässt die Vermutung aufkommen, dass dort die wahre Intensität der Beziehung dokumentiert war und von Stein für immer als den faktisch Gehörnten in der Männernachwelt bloßgestellt hätte.

Stein ist im Monolog froh, dass die Beziehung zwischen Charlotte und Goethe nach der Italienreise ein Ende fand. Bei allem hat er seine Gemahlin nicht aufgehört zu lieben und zeigt sogar Verständnis für die beiden, die möglicherweise karmisch miteinander verbunden waren.

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