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Rezension: Erinnerungen an eine Ehe: Roman (Gebundene Ausgabe)

"Ohne schlichte Zuneigung, nicht Sex, sondern Neigung, kann eine Ehe nicht funktionieren.", Begley, S. 164,

Dieser Roman des amerikanischen Schriftstellers Louis Begley handelt von Liebe und Tod, vom Alter, von Freundschaft, von Untreue, Missgunst und Neid.

Der Ich-Erzähler Philipp, ein amerikanischer, in die Jahre gekommener, erfolgreicher Romancier erzählt die Geschichte von zwei Menschen, einer schönen, intelligenten Frau aus der Upper-Class und eines Mannes, ebenfalls gut aussehend und intelligent aus der amerikanischen Mittelschicht, der es aufgrund von Fleiß und Ehrgeiz schaffte, in die Upper-Class aufzusteigen.

Diese beiden Personen haben einst geheiratet und wurden miteinander sehr unglücklich, weil die unterschiedliche Herkunft letztlich eine unüberwindbare Barriere darstellte. Lucy mangelte es an Respekt gegenüber ihrem Mann Thomas, dem sie immer wieder unterstellte, sie als Sprungbrett benutzt zu haben und auf den sie alle Schlechtigkeiten dieser Welt projezierte.

Philipp hatte Lucy jahrelang nicht gesehen, begegnete ihr zufällig. Sein Kontakt zu ihr war abgebrochen. Er traf sich stattdessen mit Thomas, den er vom ersten Augenblick sehr mochte und dessen zweiter Frau, die offenbar besser mit Thomas harmonierte, vermutlich weil sie selbst erfolgreich war. Thomas war allerdings vor einiger Zeit bei einem Unfall gestorben. Er galt zu diesem Zeitpunkt als einer wohlhabendsten Männer der Ostküste und hatte nach der Scheidung von Lucy bis zu seinem Tode den materiellen Hintergrund und die Einflussmöglichkeiten der Familie seiner ersten Frau weit hinter sich gelassen. Das erboste Lucy natürlich umso mehr, weil ihre Argumentation dadurch nicht glaubhafter wurde.

Lucy, eine einst offenbar lebenslustige, aufgeschlossene Frau hatte sich im Laufe der Zeit in eine biestige, unerträglich neidische Alte verwandelt. Philipp ist entsetzt als er sie wiedertrifft. Unfähig darüber nachzudenken, wo ihr Anteil an Schuld am Bruch der Beziehung zu ihrem Gatten liegt, die sie in den Gesprächen mit Philipp immer wieder beschäftigt, erkennt der Leser Lucys eigentliches Problem. Sie ist "degeneriert", unfähig sich Aufgaben zu stellen und diese selbstständig zu lösen, ein verwöhntes Gör reicher Eltern, lebensuntüchtig, neidisch und missgünstig, weil sie es trotz ihrer Intelligenz zu nichts gebracht hat und selbst als alternde Frau noch immer am Tropf der Eltern hängt. Sie hat einfach keinen Biss.

Ihr gesamtes Leben bestand aus Gesellschaftstrinkerei und Vögeln. Dass dies nicht zufrieden stellen kann, ist klar. Bei allem hat Lucy einen unsympathischen machenden Dünkel, der bekanntermaßen immer ein Schutzschild für Menschen darstellt, die es selbst zu nichts bringen und sich auf den Lorbeeren der Eltern, des Ehemanns oder sonst wem ausruhen.

Einen Klatschroman kann ich in diesem Werk Begleys nicht erkennen, wohl eher eine subtile Analyse über Beziehungsprobleme, die dann entstehen, wenn man sich unterschiedliche Verhaltensmuster in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten nicht klar macht und blind solche Verbindungen eingeht.

Erinnert hat mich die Thematik an den großen Gatsby, der mit einer ähnlichen Göre Schiffbruch erlitten hat.

Sehr lesenswert.

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